Ein echtes „Zuhause für alle“. Was bedeutet das eigentlich? In diesem Artikel beschreiben wir, wie eine Wohnung aussieht, die für alle passt, und warum sie den Eigentümern einen höheren Marktwert sichert.
Wohnen für alle mit geeigneten Technologien
Ein „Zuhause für alle“: Was heißt das?
Für die meisten Menschen ist die Wohnung ein Ort, der vor allem ihre eigene Persönlichkeit, ihren Geschmack und ihren Lebensstil widerspiegelt. Zwei Dinge sollten dabei jedoch nicht vergessen werden:
- Natürlich ist die Wohnung der wichtigste und persönlichste Ort für uns, da wir einen Großteil des Tages ja dort verbringen, aber sie ist als Immobilie auch ein Wirtschaftsgut: ein „Objekt“, das einen wirtschaftlichen Wert für uns und unsere Familie hat. So lange wir in unserer Wohnung leben, ist uns dieser Wert vielleicht nicht bewusst, aber spätestens bei einem Umzug wird er uns sofort klar (im positiven wie auch im negativen Sinne). Auf der Suche nach einem neuen Zuhause und beim Verkauf unserer alten Wohnung werden wir direkt mit dem Immobilienmarkt und seinen Schwankungen konfrontiert. Die Wohnung ist also einerseits unser persönlicher Rückzugsort, aber gleichzeitig auch ein Kapital, das wir bestmöglich verwalten müssen.

- Eine Wohnung muss widerspiegeln was wir sind und wie wir leben – sie ist der Ausdruck sämtlicher Gewohnheiten und Wünsche ihrer Bewohner. Aber sie muss auch in der Lage sein, sich mit der Zeit an veränderte Anforderungen anzupassen. Nicht selten müssen wir im Laufe unseres Lebens mehrmals umziehen, und zwar in völlig unterschiedliche Wohnungen. Denn die Bedürfnisse, Gewohnheiten und die Anzahl der Familienmitglieder ändern sich mit den Jahren: Die Wohnung in der wir mit zwanzig leben kann ganz anders aussehen als der Ort, an den wir uns im Alter zurückziehen wollen.

Wenn wir diese beiden Punkte berücksichtigen, ist das Konzept des „Wohnens für alle“ viel einfacher zu verstehen. Es geht um ein Zuhause, das auf die Wohnbedürfnisse unterschiedlichster Menschen ausgelegt ist und mit flexiblen Lösungen aufwartet, die sich problemlos an verschiedene Lebensstile und Gewohnheiten anpassen lassen.
Diese Vielfalt und Flexibilität „für alle“ kann aber auch das Leben einer einzelnen Person widerspiegeln. Wir können unser ganzes Leben in ein und demselben Haus verbringen – und wenn das Haus „für alle“ geplant wurde, brauchen wir im Laufe der Zeit keine größeren Umbauten vornehmen.
So eine Wohnung passt sich nicht nur verschiedenen Lebensphasen an sondern kann auch die Bewältigung unvorhersehbarer Ereignisse (Unfälle, vorübergehende Immobilität oder Behinderungen usw.), erleichtern.
Was das für den Mehrwert am Immobilienmarkt bedeutet, kann man sich leicht vorstellen: eine Wohnung für alle, die ohne besondere Umbaumaßnahmen für unterschiedliche Eigentümer geeignet ist, ist für den Markt attraktiver und wird eher verkauft bzw. gekauft.
Und was macht eine Wohnung universell nutzbar? Dazu gibt es zwei mögliche Antworten: durchdachte Planung und intelligenter Einsatz von Technologien. Lassen Sie uns hier den letzteren Punkt vertiefen.
Assistive Technologien und Haussteuerungssysteme
Normalerweise spricht man von Assistiven oder Unterstützungstechnologien im Zusammenhang mit Behinderungen. Dabei handelt es sich um Hilfsmittel, die es Menschen mit Beeinträchtigungen ermöglichen, gewisse Tätigkeiten selbständig auszuüben und autonom zu handeln.
Screenreader zum Beispiel sind Unterstützungstechnologien aus dem Bereich der Informatik, die Menschen mit Sehbeeinträchtigungen in die Lage versetzen, im Internet zu surfen, eine Online-Zeitung zu lesen, E-Mails zu schreiben und zu empfangen, soziale Netzwerke zu nutzen usw.
Haussteuerungssysteme hingegen setzen Technologien für breitere Anwendungen ein und bieten durch die Bündelung verschiedener Funktionen ein intelligentes Werkzeug zur Steigerung des Wohnkomforts.
Die Kombination dieser beiden Technologiefelder schafft eine Palette von Anwendungsmöglichkeiten, die den Alltag zuhause „für alle“ einfacher machen.
Einige Beispiele für die Anwendung von Technologien zuhause
Eine Erhebung, die Fraunhofer Italia im Projekt Ambient Assisted Living in Südtirol durchgeführt hat, zeigt die vielfältigen technologischen Lösungen, die die Lebensqualität zu Hause verbessern können.
Sie wurden nach drei typischen Wohn- bzw. Aktionsbereichen gegliedert:
Betreten und Verlassen des Zuhauses
Eine der alltäglichsten Aktionen, die jeder von uns mehrmals täglich ausführt, besteht darin, die Wohnung zu betreten und zu verlassen. Das klingt vielleicht banal – für Menschen mit dauerhaften Beeinträchtigungen ist es das aber ganz und gar nicht, genauso wenig übrigens wie für diejenigen, die nur zeitweilig in ihrem Bewegungsapparat beeinträchtigt sind, etwa bei einem verstauchten Knöchel oder nach einer Meniskusoperation.
Von den verschiedenen Lösungen, die Fraunhofer für diesen Bereich recherchiert hat, haben wir die drei folgenden Maßnahmen herausgegriffen:
Einbau eines Treppenlifts
Es gibt fest eingebaute Ausführungen (mit Rollstuhl-Plattform oder mit Sitz für Benutzer mit beschränkter körperlicher Mobilität), die an jede Art von Treppe angepasst und völlig autonom benutzt werden können, oder mobile Ausführungen, die den Vorteil haben, dass der Aufzug nicht fest installiert werden muss, die aber keine vollständige Autonomie bieten, weil es bei der Bedienung die Unterstützung einer weiteren Person braucht.

Automatisieren der Eingangstür
Um das Haus ohne Kraftanstrengung betreten und verlassen zu können oder Besuchern die Tür zu öffnen, ohne sich bewegen zu müssen/können, gibt es heute viele Lösungen auf dem Markt, die generell für jede Tür geeignet sind.

Einbau eines speziell entwickelten Wandmoduls
Im Projekt „Living independently in Südtirol / Alto Adige (LISA)“ wurde ein intelligentes Wandmodul entwickelt, das im Eingangsbereich installiert wird und von älteren Menschen als Alltagshelfer und Anlaufstelle für verschiedene Probleme genutzt werden kann.
Wohnen und Kochen
Bewegungsfreiheit in allen Räumen, natürlich auch in der Küche, und die Möglichkeit, Mahlzeiten selbständig zubereiten zu können sind wesentliche Vorteile einer Wohnung für alle. Hier drei Beispiele aus der Recherche von Fraunhofer Italia.
Smart Service statt Technologien
Technologie besteht nicht nur aus Hilfsmitteln: auch ein Smart Service kann hilfreich sein, wie der von Secondchef, bei dem die bereits dosierten und kochfertigen Zutaten regelmäßig nach Hause geliefert werden – inklusive Kochrezept, das Schritt für Schritt erklärt wird. Optimal bei Schwierigkeiten mit feiner Handarbeit.
Gaalaxy
Besonders für ältere Menschen, die allein leben oder oft allein zu Hause sind, gibt es effiziente Bewegungsüberwachungssysteme, die auf einem Sensor-Netzwerk basieren und helfen, Unfälle, wie z.B. Stürze, zu vermeiden. Das auch in Südtirol getestete internationale Forschungs- und Entwicklungsprojekt gAALaxy kombiniert Hausautomationssysteme mit AAL-Produkten und vernetzt diese mit Hilfe einer gAALaxy-
Einbau eines speziell konzipierten Küchenmoduls
Das Folgeprojekt von „Living independently in Südtirol / Alto Adige (LISA)“ heißt LISA habitec. Es bietet funktionale, intelligente und vernetzte Möbel, die über physische und technische Assistenzfunktionen verfügen. Dazu gehört auch ein Küchenmodul für Menschen mit eingeschränkter Mobilität: Es verfügt über einen Tisch mit Warmhaltefach und einen Wagen mit Hebefunktion für schwere Gegenstände.

Badezimmer und Körperpflege
Nirgends ist Intimsphäre so gefragt wie bei der Körperpflege. Umso wichtiger ist es, dass man sich im privatesten Raum des Hauses sicher und wohl fühlt. Folgende von Fraunhofer aufgezeigten Lösungen können dabei
Motorbetriebenes Wand-WC
Eine Möglichkeit, das „stille Örtchen“ so zu gestalten, dass es alle Bewohner – von jung bis alt – selbstständig nutzen können, sind Toilettenlösungen mit Motorantrieb, die angehoben, abgesenkt und geneigt werden können.

Badewannenlifte
Moderne Badewannensitze mit elektrischem Antrieb ermöglichen ein rundum sicheres Hinein- und Heraussteigen und passen in jede Badewanne.

Einbau eines speziell entwickelten Badezimmermoduls
Im Projekt LISA habitec wurde auch ein Badezimmermodul entwickelt, das durch einen Motorantrieb höhenverstellbar ist. In den Spiegel integrierte Wärmebildkameras erfassen Daten über den Gesundheitszustand der Benutzer.

Wie finde ich Hilfe und Informationen?
Ganz einfach: Für eine gute Sanierungsplanung aber auch für einzelne, gezielte Maßnahmen braucht es qualifizierte und erfahrene Partner, die auf Ihre spezifischen Bedürfnisse eingehen können. Im Projekt Ambient Assisted Living in Südtirol haben wir uns auf lokale Experten verlassen, die auch Ihnen für weitere Informationen zur Verfügung stehen.