Planen für alle: Universelles Design für neue Wohnmodelle

Wenn wir uns die Institution Familie ansehen, stellen wir fest, dass in den letzten Jahrzehnten tiefgreifende Veränderungen stattgefunden haben, die Wesen und Gestalt der Familie betreffen: Großfamilien sind neuen Formen von Ein- und Zweipersonenhaushalten gewichen, anstelle von kleinteiligen Wohnungsgrundrissen sind Open-Space-Lösungen getreten, Mahlzeiten werden nicht mehr regelmäßig am heimischen Esstisch eingenommen, sondern beim Schnellimbiss um die Ecke.

Diese Entwicklungen können positiv oder negativ beurteilt werden – ignorieren kann man sie aber nicht.

Deshalb ist es wichtig, bei der Planung der Wohnung, von Anfang an an Räume zu denken, die wirklich für jedermann geeignet sind und in jeder Lebensphase bewohnt werden können.

Was ist Universelles Design, und warum ist es wichtig?

Universelles Design, oder Design für Alle, wie es normalerweise genannt wird, ist eine moderne Planungsmethode, die darauf abzielt, Objekte, Umgebungen und Verfahren zu schaffen, die für Menschen in jeglichem körperlichen oder geistigen Zustand nutzbar sind.

Räume, die nach den Prinzipien des Universellen Designs geplant wurden, sind ein Wohngenuss für alle, unabhängig von Alter, Fähigkeiten und sozialem Status.

Una coppia in cucina

Warum ist der Einsatz dieser Prinzipien heute bei Sanierungs- und Neubauprojekten von Bedeutung?

Weil zum Beispiel die Lebenserwartung in Ländern wie Italien immer weiter steigt. Und auf diese Weise Räume geschaffen werden können, die es Senioren und Menschen mit Behinderung oder eingeschränkter Mobilität erlauben, ganz oder teilweise autonom zu leben.

Die 7 Grundprinzipien des Universellen Designs

Für das Universelle Design wurden sieben Prinzipien entwickelt, die sich auf die universelle Nutzbarkeit von Räumen oder Produkten beziehen:

  • Breite Nutzbarkeit: Für Menschen mit unterschiedlichen Fähigkeiten nutzbar.
  • Flexibilität: Das Design darf keine besonderen Fähigkeiten erfordern, um bestimmte Aufgaben zu erfüllen.
  • Einfache Benutzung: Jeder muss in der Lage sein, die Handlungen oder Aktivitäten, die ein Raum bietet, intuitiv zu verstehen.
  • Sensorisch wahrnehmbare Informationen: Die Sinne müssen unmissverständlich die richtigen Informationen aus der Umgebung empfangen.
  • Fehlertoleranz: Das Design minimiert Risiken und menschliche Fehler.
  • Einfachheit: Betreten, Aufenthalt und Nutzung von Räumen dürfen keine körperliche Anstrengung erfordern (zu steile Treppen, usw.)
  • Bequemlichkeit: Räume und Maße müssen so gestaltet sein, dass alles einfach und bequem zu nutzen ist.

Universelles Design im Einklang mit Ambient Assisted Living

Auch die Technologien des Ambient Assisted Living, über das wir in einem Themenfokus berichtet haben, sollten den Prinzipien des Universellen Designs folgen.

Im Folgenden sind die Prinzipien des Universellen Designs exemplarisch, für den Anwendungsbereich der Wohnung, veranschaulicht.

Größe und Platz

Eine wirklich für jedermann barrierefreie Umgebung erkennt man daran, dass man sich ohne Probleme frei im Raum bewegen kann, und zwar unabhängig von seinen individuellen Möglichkeiten. Dies gilt gleichermaßen für Erwachsene, Kinder aber auch für Haustiere usw..

Dabei geht es vor allem um die Dimensionen: Die richtige Breite der Durchgänge muss gewährleistet sein, z.B. die Türbreite (insbesondere am Hauseingang) sollte mindestens 90 cm betragen, Räume sollten an strategischen Positionen einen Bewegungsfreiraum von mindestens 150 cm Durchmesser bieten.

Ambiente casalingo con spazi ampi di manovra

Beseitigung von Hindernissen und Barrieren

Sind zur Nutzung eines Raumes spezielle Bewegungen erforderlich, sollte man sich immer fragen, ob diese denn wirklich notwendig sind: Beim Universellen Design müssen nämlich jede Stufe, jede Schwelle, jeder Wechsel im Fußbodenbelag sowohl in Hinblick auf ihre Ästhetik als auch ihre Funktionalität geplant und entsprechend begründet werden.

So sind zum Beispiel ebene Böden und Zugänge – idealerweise mit rutschfesten Belägen ausgestattet –  komplizierteren Lösungen mit unterschiedlichen Oberflächen, Höhen und Proportionen vorzuziehen.

Ambiente di casa spazioso

Aus diesem Grund ist es wichtig, Schwellen, Treppen, Erhöhungen (z.B. für den Abwasseranschluss in der Dusche) nach Möglichkeit zu vermeiden oder zu entfernen und die Räume so zu gestalten, dass es diese nicht mehr braucht.

Vereinfachung durch Haussteuerungssysteme

Einer der größten Vorteile, den wir heute haben ist, dass uns moderne und kostengünstige Technologien zur Verfügung stehen, die alltägliche Aufgaben vereinfachen können. Dazu gehört das Ein- und Ausschalten von Licht, Antworten an Türsprechanlagen oder Telefonen, die Bedienung der Jalousien, oder die Einstellung der Heizung und Klimaanlage.

Das Universelle Design nutzt diese und andere Technologien für die Haussteuerung, um Menschen in ihrem Zuhause zu unterstützen und körperliche und kognitive Belastungen, die durch alltägliche Handgriffe entstehen, zu reduzieren oder zu beseitigen.

Solche unterstützenden Technologien sind zum Beispiel Türen und Fenster mit Motorantrieb, LED-Leuchten mit einstellbarer Leuchtstärke, die bequem vom Handy aus gesteuert werden können, mechanisierte Eingangstüren mit intelligenter Video-Türsprechanlage, Sprachassistenten, die eingehende Anrufe ankündigen, Temperaturregler, die die Temperatur der Räume automatisch den Wünschen der Bewohner anpassen.

Apertura automatizzata di una porta

Wo kann man sich in Südtirol über Universelles Design beraten lassen?

Auch in Südtirol gibt es erfahrene Berater, wie z.B. unsere Berater für das Projekt „Wohnen für jedes Alter“: Independent L und Arche im KVW.