Eigenheimsanierung mit Blick auf die Zukunft

Die Sanierung der eigenen Wohnung – ein wichtiger Schritt.

Wer eine Familie gründet oder einfach einen eigenen, ganz individuellen Lebensraum schaffen will, hat zwei Möglichkeiten: Eine Neubauimmobilie kaufen oder sich nach einer Gebrauchtimmobilie umsehen.

Einige Zahlen dazu: In Italien sind 85 % der gehandelten Immobilien gebraucht und nicht renoviert. Nur 3 % hingegen sind neue Häuser mit guter Energieeffizienz.

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Umbauen schafft Möglichkeiten

Es ist klar, dass beim Kauf einer Gebrauchtimmobilie eine der ersten Herausforderungen darin besteht, Art und Umgang der Sanierung festzulegen.

Eine Entscheidung, die Kosten und Aufwand mit sich bringt, aber in zweifacher Hinsicht eine große Chance darstellt.

Tatsächlich kann eine gut ausgeführte Sanierung:

  1. dabei helfen, den verfügbaren Platz optimal an unsere Lebensbedürfnisse anzupassen und so wirklich „unser“ Eigenheim zu schaffen;
  2. eine echte Investition darstellen, die die Immobilie aufgrund der ausgeführten Arbeiten aufwertet – nicht nur im Sinne der Wohnqualität, sondern auch aus wirtschaftlicher Sicht.

WIE SIEHT DER SANIERUNGSMARKT IN ITALIEN UND SÜDTIROL AUS?

Sehen wir uns doch ein paar Zahlen zum Wohnungs- und Sanierungsmarkt in Italien und Südtirol näher an.

Aus dem 26. Wirtschafts- und Wachstumsprognosebericht von CRESME (Centre for Economic and Social Research in the Construction Market) geht hervor, dass die italienische Bauwirtschaft endlich aus der Krise herausgekommen ist. Es wird mehr gebaut und saniert.

In Italien sind die Sanierungsarbeiten im Bausektor von zentraler Bedeutung: Rund 74% der Bauarbeiten betreffen die gewöhnliche und außerordentliche Instandhaltung bestehender Wohnhäuser und sonstiger Gebäude. In den letzten Jahren wurden für Sanierungen insgesamt rund 50 Milliarden Euro aufgewendet, mehr als doppelt so viel wie für den Kauf von Immobilien.

Bedenken wir noch weitere Zahlen: Die Pro-Kopf-Ausgaben in Italien für die Eigentumsimmobilie, in die auch Kosten für die Sanierung einfließen.

Menschen zwischen 25 und 45 Jahren geben dafür durchschnittlich 320€/Monat oder 12,8% des Monatseinkommens aus.

In Südtirol steigen die Ausgaben auf 427€/Monat (entspricht 12,5% des Monatseinkommens).

Dies hat – trotz Unterschieden bei der Lage der Immobilie – zu einer allgemeinen Wertsteigerung der Immobilien und somit zu höheren Verkaufspreisen in der Provinz Bozen geführt, wie aus der Umfrage von Immobiliare.it für den Monat März 2019 hervorgeht.

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Der durchschnittliche Verkaufspreis liegt wieder über den Werten von 2014

Eine Möglichkeit, die Qualität Ihrer Immobilie zu sichern, ist eine zukunftsorientierte und auf eine lebensbegleitende Wohnumgebung ausgerichtete Sanierung. Sehen wir uns nun an, warum und wie.

ZUKUNFTSORIENTIERTE SANIERUNG – WARUM SIE WICHTIG IST

Sanierungsarbeiten sind, sowohl für die gesamte Bauwirtschaft als auch für das Leben jedes Einzelnen, von großer Bedeutung (der Umbau der eigenen Wohnung ist immer ein wichtiges Ereignis im Leben), und so ist es selbstverständlich, dass sie gewissenhaft geplant und ausgeführt werden sollten.

Aber was bedeutet das?
Es bedeutet zum Beispiel, dafür zu sorgen, dass die Sanierung einen Mehrwert für die Immobilie und für unser Leben bringt. Einerseits soll die zu Hause verbrachte Zeit qualitativ verbessert, andererseits aber auch unsere Vermögenswerte potentiell aufgewertet werden.

Eine der Möglichkeiten, dies zu tun, ist die zukunftsorientierte Sanierung unseres Hauses, und zwar aus den folgenden drei Gründen.

1. DIE LEBENSBEDINGUNGEN ÄNDERN SICH IM LAUFE DER ZEIT

Wir sprachen gerade von Zukunftsorientierung.

Das bedeutet, Veränderungen, die unser Leben in den nächsten Jahren mit sich bringen kann im Auge zu behalten: unsere Familienprojekte, einen möglichen Familienzuwachs, die Aufnahme eines älteren Elternteils zu Hause und so weiter.

Dazu kommt, dass sich das Leben oft auch schon kurzfristig verändern kann. Deshalb ist es immer gut, Möglichkeiten offen zu halten, um verschiedene Situationen, unvorhergesehene Ereignisse und plötzliche Änderungen meistern und bewältigen zu können.

Freudige Ereignisse wie die Geburt eines Kindes oder die Entscheidung, ein Haustier aufzunehmen, sind unter dem Aspekt der zur Verfügung stehenden Wohnräume nicht immer „schmerzlos“. Treppen und Stufen, die den Raum ästhetisch und funktional definieren, können plötzlich zu Hindernissen oder potenziellen Gefahrenquellen werden.

Enge Platzverhältnisse werden beim Manövrieren eines Kinderwagens zu einem nicht vorhergesehenen Problem, das aber bei einer gut überlegten Umbauplanung schon im Vorfeld erkannt und gelöst werden kann.

2. UNERWARTETE EREIGNISSE MEISTERN

Die Erfahrung zeigt, dass das Leben nicht nur glückliche Momente für uns bereithält. So kann es schnell passieren, dass man auf der Straße ausrutscht und sich den Knöchel verstaucht oder einen Skiunfall hat und danach für einige Zeit einen Gips tragen muss.

Das sind keine besonders gravierenden Ereignisse, aber sie können den Komfort in unserem Eigenheim beeinträchtigen, etwa wenn wir Treppen steigen müssen, um ins Schafzimmer zu gelangen, oder wenn wir als Rollstuhlfahrer nicht durch die Tür des Badezimmers passen.

Eine gute Umbauplanung berücksichtigt solche Zukunftsszenarien und zielt darauf, diese Probleme von vornherein zu vermeiden, indem auch für unerwartete Ereignisse wirksame Lösungen geschaffen werden. Beispielsweise durch Sicherstellen eines ausreichenden Bewegungsfreiraums, damit der Rollstuhlzugang in keinem Raum ein Problem darstellt.

3. EINE GUTE SANIERUNG STEIGERT DEN WERT DER IMMOBILIE

Eine Umfrage der Wirtschaftszeitung Il Sole 24 Ore ergab, dass die Sanierung den Wert einer Immobilie um durchschnittlich 12% erhöht.

Unter den verschiedenen Umbaumaßnahmen ist für unser Thema eine besonders interessant: Die effizientere Nutzung von Fläche zu Gunsten eines höheren Komforts (z.B. durch Open-Space-Lösungen und Räume, in denen man sich einfach und bequem bewegen kann) ist eine der wichtigsten wertsteigernden Maßnahmen für die Immobilie.

DIE DREI GRUNDPRINZIPIEN DER SANIERUNG

Nachdem wir nun gesehen haben, wie wichtig ein Umbau für die Steigerung des Komforts ist, werfen wir einen Blick auf die drei grundlegenden Schlüsselprinzipien einer zukunftsorientierten Sanierung.
Nähere Informationen dazu finden Sie auch in unserem Leitfaden zum Thema Wohnen.
Bei einer größeren Sanierung oder einem Umbau ist die kompetente Beratung und die Berufserfahrung eines Architekten von unschätzbarem Wert, um rundum zufriedenstellende Ergebnisse zu erzielen. Die Kammer der Architekten der Provinz Bozen hilft Ihnen mit weiteren Informationen gerne weiter.

1. WOHNRÄUME IDEAL NUTZEN

Wie die Räume einer Wohnung unterteilt und angeordnet werden, ist ein entscheidender Faktor bei jedem Umbau. Nicht nur, weil, wie bereits erwähnt, die richtige Größe einer Wohnung heute entscheidend dafür ist, sie mit Gewinn auf den Markt bringen zu können, sondern auch, um eine hohe Lebensqualität bei der Eigennutzung der Immobilie zu gewährleisten.

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Freie Wohnfläche ist ein Mehrwert

Aber was beinhaltet in diesem Zusammenhang die Planung der Räume?
Darunter fallen etwa die bewusst miteingeplanten Bewegungsflächen im Haus: Es ist nicht Schade um den Platz – im Gegenteil, dieser stellt einen Mehrwert dar. Je mehr Freiraum, desto größere Bewegungsfreiheit, egal, um wen es sich handelt – ob Kinder im Krabbel- oder Kleinkindalter, unsicher gehende Senioren, vollkommen gesunde Menschen, Rollstuhlfahrer oder Personen mit Gehhilfen.

Dafür gibt es einige einfache Lösungen:

  • Achten Sie darauf, dass die Eingangstür mindestens 90 cm breit und die Türen zu den Räumen mindestens 80 cm breit sind.
  • Planen Sie mindestens 110 cm breite Flure, um den Durchgang von sperrigen Gegenständen (Kinderwagen, Möbeltransport, usw.) zu erleichtern.
  • Das Badezimmer sollte eine Fläche von mindestens 6 m2 haben und einen Bewegungsfreiraum von mindestens 150 cm Durchmesser ermöglichen.
  • Halten Sie rund um das Bett mindestens 80 cm Platz frei, um sich freier bewegen zu können.

2. BARRIEREN AUS DEM WEG RÄUMEN

Bei der Raumgestaltung können wir auch eventuell vorhandene Barrieren, die unsere Bewegungsfreiheit behindern, beseitigen. Oft ist uns gar nicht bewusst, dass wir zu Hause ja nicht stillstehen, sondern dass unser Leben aus ständiger Bewegung besteht.

Eine möglichst geringe Anzahl von Barrieren auf den Strecken, die wir täglich zurücklegen, kann die Lebensqualität in unserem Zuhause wesentlich verbessern.

Darüber hinaus ist es immer gut, sich vor Augen zu halten, dass Senioren, Kinder und Tiere nicht so gut mit Barrieren umgehen können wie wir.

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Mindestens 150 cm Durchmesser Bewegungsfreiraum in jedem Zimmer

Hier einige Tipps:

  • Vermeiden Sie Treppen und Höhenunterschiede zwischen einzelnen Räumen und im Bad.
  • Vermeiden Sie Treppen am Eingang zur Wohnung. Falls dies nicht möglich ist, halten Sie einen Teil des Außenbereichs dafür vor, bei Bedarf einen Aufzug zu installieren.
  • Wenn Ihr Haus mehrere Etagen hat, denken Sie daran, auch im Erd- bzw. im Eingangsgeschoss ein leicht erreichbares Badezimmer mit Toilette zu schaffen.
  • Anstatt einer Badewanne im Badezimmer installieren Sie lieber eine bodenbündige Dusche mit mindestens 90x90cm: Auf diese Weise ist sie allen Familienmitgliedern leicht zugänglich.

3. TECHNOLOGIE NUTZEN

Der Einbau von intelligenten Systemen, die uns alltägliche, scheinbar einfache Tätigkeiten abnehmen, bietet eine gute Möglichkeit, den Komfort und den Wert eines Eigenheims zu steigern. Haussteuerungssysteme helfen uns, eine Umgebung zu schaffen, die uns daheim unterstützt.

Denken Sie zum Beispiel daran, wie schwer es ist, einen Rollladen mit einem verrenkten Handgelenk zu schließen: Ein alltäglicher Handgriff, den wir kaum beachten, und der plötzlich problematisch wird.

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Ein intelligentes Zuhause nützt die Haussteuerung für alltägliche Vorgänge

Ein paar einfache Maßnahmen, die mit Hilfe der Haussteuerung nutzbringend umgesetzt werden können:

  • Automatisieren Sie Rollläden, Jalousien, Markisen mit einem Motorantrieb, damit sie von allen und immer genutzt werden können
  • Automatisieren Sie das Öffnen und Schließen der Eingangstür mit verschiedenen Systemen für einen berührungslosen Zutritt (ein Vorteil beim Tragen von Einkaufstaschen, mit dem Kinderwagen oder Hund, usw.)

Wir haben eine Reihe von Maßnahmen aufgelistet, die keine spezifischen und präzisen Lösungen sind, sondern allgemeine Grundsätze. Aber wo genau kommen diese Planungsgrundsätze her?

DIE LÖSUNG: PLANEN FÜR JEDERMANN

Die hier aufgeführten Prinzipien sind alle im Sinne einer universellen Planung, also des sogenannten Design For All: sie zielen darauf ab, Räume (aber auch Gegenstände) so zu gestalten, dass sie von jedermann bewohnt und genutzt werden können, auch wenn vorübergehende oder dauerhafte Behinderungen vorhanden sind.

Ob ein gebrochener Arm oder eine Behinderung – Design For All erlaubt es uns, unsere Umgebung so zu gestalten, dass sie uns bei der Bewältigung unerwarteter Lebensereignisse und der verschiedenen, damit verbundenen Schwierigkeiten unterstützt und wir Zuhause und in unserem Bewegungsumfeld gut zurechtkommen können.

Eine Sanierung nach diesen Prinzipien verleiht einer Immobilie neue Möglichkeiten und erhöht ihre Anpassungsfähigkeit heute und in Zukunft. Dies ist ein entscheidender Faktor für die Lebensqualität und für die wirtschaftliche Rentabilität einer so wichtigen Investition wie der des Eigenheims.

Dies gilt umso mehr, wenn man bedenkt, dass das Durchschnittsalter der Bevölkerung in den nächsten 50 Jahren bei Männern um 5 Jahre und bei Frauen um 4 Jahre und die Lebenserwartung mit 65 Jahren bei Männern von 19 auf fast 23 Jahre und bei Frauen von 22 auf 26 Jahre steigen wird.

SÜDTIROL FÖRDERT DIE SANIERUNG

Wer in Südtirol lebt, kann für die verschiedenen Umbaumöglichkeiten nicht nur die auf nationaler Ebene geplanten Steuerentlastungen und Maßnahmen, sondern auch einige besondere Fördermaßnahmen für die nachstehenden Eingriffe in Anspruch nehmen:

Und wenn Umbaumaßnahmen spezielle Situationen berücksichtigen, wie z.B. die Sicherstellung der Unabhängigkeit und Selbstversorgung von älteren oder behinderten Menschen zuhause, bietet das Land zusätzliche Möglichkeiten.

Dazu gehören die Dienstleistungen von nicht gewinnorientierten Vereinen oder Sozialgenossenschaften, die in diesem Bereich tätig sind: Partner des Projekts Wohnen für jedes Alter sind die Sozialgenossenschaften.

ARCHE IM KVW

Die Arche im KVW ist ein nicht gewinnorientierter Verein, der soziale Themen aufgreift und Menschen bei der Umsetzung von gemeinnützigen Vorhaben hilft.
Sie berät Senioren und deren Angehörige in ganz Südtirol, um selbständiges Wohnen und die Pflege innerhalb der Familie zu erleichtern.
Durch eine Wohnungsanpassung können Senioren im familiären Umfeld bleiben, in den meisten Fällen in bestehenden Gebäuden. Sie erfordert eine persönliche Beratung, Umgestaltung und Erneuerung der individuellen Planung.
Zu diesem Zweck steht in der Bauberatung ein zertifizierter Fachberater im Bereich Wohnen für Senioren und Menschen mit Behinderung kostenlos zur Verfügung.
Hier finden Sie weitere Informationen zum Beratungsangebot der Arche im KVW: www.kvw.org/de/kvw-arche-75.html.

Independent L.

Die Sozialgenossenschaft Independent L. wurde 1997 von 9 Rollstuhlfahrern gegründet und fördert das selbstbestimmte Leben und die Mobilität von Menschen mit Behinderung in der Provinz Bozen.

Bei einem ersten kostenlosen und unverbindlichen Beratungsgespräch führt Independent L. eine Analyse der spezifischen Bedürfnisse sowie einen Lokalaugenschein zur Feststellung der Ist-Situation durch, schlägt mögliche Lösungen vor, präsentiert neue Geräte und Technologien und informiert über Beiträge und Steuerbegünstigungen.

Weitere Informationen zu den Beratungsleistungen von Independent L. finden Sie unter: www.independent.it